Longtime ‘go

Hey Leute,

Da die anderen euch wohl vergessen haben, muss ich jetzt die Informationsweiterleitung vornehmen. In den zwei Monaten, seitdem Lennart das letzte mal geschrieben hat, sind wir wieder eine Menge rumgereist, sind am Ende dann aber doch sesshaft geworden. Und zwar in einem kleinen Örtchen in der Hawke’s Bay südöstlich von Hastings.

Auf dem Weg hierher sind wir an Matamata (Hobbiton), Tauranga, Rotorua und Taupo vorbeigekommen.

Von Auckland, bzw. Ute und Johannes ging es erst nach Matamata, da Lennart und Hauke noch nicht im Land der Hobbits waren. Es gab dort zum Glück einen Parkplatz, auf dem man auch übernachten konnte und alles nötige zum Überleben. Dort war es so gemütlich, dass wir vier oder fünf Tage geblieben sind.

Von dort aus ging es weiter nach Tauranga, da die vier sich dort gute Jobangebote versprachen. Es gab dort im nördlichen Teil der Stadt einen Park gleich am Wasser mit Dusche, Toiletten und sogar freien Grillplätzen, sodass wir die meiste Zeit dort verbrachten. Der einzige Haken an dem Park war, dass man dort nicht übernachten durfte. So sind wir abends immer entweder an den Hafen gefahren, auf dessen Parkplatz man übernachten durfte, oder wir sind an einen Parkplatz in der Nähe eines Flusses gefahren, auf dem man auch über Nacht bleiben durfte.

Ich hätte mir einfach einen gemütlichen Busch gesucht oder hätte mir ein Loch gebuddelt, aber warum einfach, wenn’s auch schwer geht?

Nunja, das mit der Jobsuche lief anscheinend etwas schleppend. Die vier schauten ständig in ihre Leuchtkästen oder sprachen mit Ihnen über mögliche Jobs, aber machten danach immer sehr ernüchterte Gesichter.

So fuhren wir dann nach ein oder zwei Wochen weiter Richtung Süden, genauergesagt nach Rotorua. Dort haben wir uns heiße Quellen und kochende Tümpel angeschaut. Das war zwar ganz interessant, aber am Ende doch nur brodelnder Matsch.

In Rotorua hat uns also nichts mehr gehalten und so sind wir nach Taupo weitergefahren. Da gab es einen tollen Campingplatz mit einem total klaren Fluss! Den haben die Reisenden auch gleich als neue Dusche erkannt.

Tags darauf haben wir uns südlich des Lake Taupos auf Wanderschaft begeben. Wenn ich sage “wir”, meine ich natürlich die vier Jungs, ich durfte im Auto bleiben und habe mir angehört, was gerade so im Radio läuft.       8 Stunden lang.

Als sie dann endlich wieder da waren, mussten Hauke und Lennart aber auch noch mit dem Fahrrad zum anderen Auto fahren, da es mit Bob keinen Spaß macht auf Schotterwegen zu fahren. An diesem Abend haben wir auf einem Parkplatz eines Skihotels übernachtet.

Am nächsten Tag fuhren wir an unseren jetzigen Aufenthaltsort: die Hawke’s Bay. Lennart und Lion fuhren voraus und gaben mit Bob die Geschwindigkeit vor und Lennart und Hauke fuhren hinterher. Die Stadt Hastings erreichten Lion und Lennart mit dem letzten Tropfen Benzin im Tank. Bei Caltex wurde dann erstmal wieder aufgetankt. Auch der Vorratskanister.

IMAG1140

Die ersten drei Nächte in Hastings haben wir uns in Clive, einem kleinen Stadteil von Hastings, auf einem freien Campingplatz niedergelassen. Als uns die Security allerdings darauf aufmerksam gemacht hat, dass man self-contained sein muss um dort übernachten zu dürfen, haben wir uns entschieden einen richtigen Campingplatz aufzusuchen.

Und prompt fanden wir den besten Campingplatz, den es hier in der Region gibt: Das Te Awanga Motorcamp! Für 50$ pro Woche pro Schnabel bekommt man hier heiße Duschen, eine Küche, eine Waschküche und die besten Mitcamper die man sich wünschen kann.

Das nächste Problem nach der Herbergsfindung war die Jobsuche. Die ersten Wochen haben die vier alles daran gesetzt um E-Mails zu schreiben, SMS zu verschicken und Telefonate zu führen. Nach ungefähr drei Wochen rief Hauke ein weiteres Mal bei einem Contractor an, bei dem es letztes Mal keine Jobs gab. Eine Frauenstimme mit asiatischem Akzent sagte ihm, dass sie sich am nächsten Morgen einfach mit ihr bei einem “Raundabau” treffen sollten. Unter Zuhilfenahmen all ihrer geistigen Fähigkeiten fanden die vier schlussendlich heraus, dass es sich nur um einen Kreisel, einen “Roundabout” handeln konnte.

So fuhren die vier am nächsten Morgen um 6:50 los zum Applepicking. Von meiner Warte aus (hinter der Windschutzscheibe), konnte ich erkennen, dass noch fünf andere Backpacker da waren, und dass sie alle einen komischen Eimer bekommen haben, den man wie einen umgekehrten Rucksack trägt. Später erfuhr ich von einem anderen Kiwi, Kaylib, der auf dem Orchard wohnt, dass man das Ding “Bucket” nennt. Er konnte mir auch sagen, dass die Hawke’s Bay, in der wir uns gerade befinden, das größte Apfelanbaugebiet in Neuseeland ist. Das Orchard wird von einem Engländer betrieben, der vor 20 Jahren mit seiner Frau hierhergezogen ist.

Nach zweieinhalb Tagen waren die vier eingearbeitet und hatten den Job für die nächsten zwei Wochen sicher. In der zweiten Woche mussten sie allerdings auch noch Sonntag und Montag arbeiten. Danach riefen sie ihren Contractor nochmals an (Sie heißt übrigens Suzie) um zu fragen wie es denn weitergeht. Sie hat den vieren gleich den nächsten Job aufgeschwatzt: Plumpicking! Also hieß es auch in der nächsten Woche wieder: 6:20 aufstehen, 6:50 Abfahrt. Dieses Orchard wurde von einem Neuseeländer betrieben, der mit seiner Frau in einem Haus auf dem Orchard wohnt.

Am nächsten Sonntag dann, haben die vier die letzten Pflaumen gepflückt und konnten am nächsten Tag endlich mal wieder ausschlafen. Die sahen vielleicht fertig aus!

Aber ein freier Tag wäre ja langweilig. Der Zyklon “Pam” ließ den Norden der Nordinsel aufschrecken, mitunter unsere kleine Gemeinschaft auf dem Campingplatz. Am Sonntag, dem 15. März, fingen hier alle an sich auf den Sturm vorzubereiten. Natürlich auch unsere kleine Reisegruppe. Wir haben eine Plane, die wir zuvor als Sonnensegel genutzt haben als “Vorzelt” an Bob gebaut um so auch im Regen einen Unterschlupf und frische Luft haben.

IMAG1511IMAG1515

Sonntagabend wurde es dann schon recht kalt, also habe ich es mir unter dem Sofa im Van gemütlich gemacht und abgewartet. Ca. 5 Minuten später bin ich eingeschlafen… Was für ein Sturm! Wow.

In der Nacht muss es dann angefangen haben zu regnen, jedenfalls hat es den ganzen Montag lang geregnet. Wir hatten Glück, dass wir auf einer kleinen Anhöhe auf dem Campingplatz standen, da haben sich nämlich keine Seen gebildet. Den Tag haben wir uns mit lesen, Musik hören, Karten spielen und Schnabellänge schätzen vertrieben. Der nächste Tag, Dienstag, hatte einen ähnlichen Ablauf. Die Enten haben die neu erschaffenen Seen erkundet und ich habe mich über diese tollpatschigen Vögel amüsiert. Wenn man schon Flügel hat, sollte man sie auch vernünftig nutzen!

Am Mittwoch kam dann wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und wir haben einen Ausflug in die Stadt gemacht. Die vier haben sich Schals, Handschuhe, Mützen und dicke Socken besorgt, denn nach dem Sturm war es ziemlich kalt, und wenn es noch runter auf die Südinsel geht, macht sich dickes Fell ganz gut!

Ich habe mitgehört, dass die vier sich noch eine oder zwei Wochen hier aufhalten wollen und dann weiterziehen wollen. Schließlich wartet die Südinsel auf uns!

Ich gehe jetzt wieder in meine Höhle unter dem Sofa im Van und schlafe. Schließlich will ich nicht von einem der Jungs am Laptop erwischt werden. Aber hier noch einige Bilder von der Reise:

IMAG0983

Das Info-Site in Matamata.

IMG_20150114_141256

Na endlich!

IMG_20150115_120853

Mir wäre die Höhle völlig ausreichend gewesen.

IMG_20150120_110546

Diese ungebildeten Hähne, die fressen auch alles…

IMG_20150127_193931

Wäsche trocknen auf die andere Art.

IMG_20150123_182600

WOW! blubbernder Matsch!

IMAG1101

Das Dach der Nordinsel – auf dem höchsten Punkt des Tongariro Alpine Crossings.

IMAG1091

Diese Aussicht!

IMAG1077

Wer braucht schon Flügel?

IMAG1291

Das Cape Kidnappers.

IMAG1232

Auf dem Te Mata Peak.

IMAG1388

Die Reihe in der ich Kaylib getroffen habe.

IMAG1396

Ein solcher Bin wiegt ca. 400kg! Rechts neben der Leiter kann man einen Bucket sehen.

IMAG1345#

Ein Oldtimer in Napier. Fritzi und Nike von nebenan sind auch dabei!

IMAG1475

Ein sogenannter Fantail. Ihre Flugkünste sind echt beneidenswert!

IMAG1524

Ohne Worte.

IMAG1525

Hier konnte vorübergehend nicht gecampt werden.

IMAG1526

Und hier schon garnicht.

IMG_20150317_124739

Endlich ist der Sturm vorüber!

Andere Länder andere Sitten – die ersten fünf Tage

So.

Da die beiden Spinner es anscheinend nicht auf dei Reihe kriegen ihr Rudel zuhause auf dem Laufenden zu halten, muss ich das wohl tun.

Also, nach dem Aufenthalt in Auckland folgte ein ewig langer zweiter Flug. Das konnte ich schon daran erkennen, dass die beiden sich am Dubaier Airport mit Kaffee und Sandwiches gestärkt haben. Von dem eigentlich Flug habe ich allerdings nicht viel mitgekriegt, ich verfiel in eine Art Flugtrance… Fliegen ist mit meiner Physiologie ja sowieso nicht vereinbar, besonders nicht wenn er auch noch so lang ist. Allerdings hatte ich einige klare Momente, wenn ich luftschnappend unter dem Sitz von Lennarts Vordermann aufwachte, oder als wir in Melbourne aus dem Flieger stiegen, durchgecheckt wurden, wieder boardeten, nur um dann wieder in exakt der selben Maschine auf exakt den selben Plätzen zu landen.

IMAG0367

An dieser Stelle hatte ich, aufgrund der geografischen Lage Melbournes schon eine ganz dunkle Vorahnung, die mich den nächsten Flug hellwach hielt. Und ich sollte Recht bekommen…

IMAG0392

Wir kamen tatsächlich in Auckland an!! In dem Land, für das ich, um aus ihm rauszukommen, so viele Mühen auf mich genommen habe! Ahhhrrgghh! Das kann doch nicht sein!!

Huuummmm…..

Aber wenigstens sind immer Lion und Lennart dabei, die werden schon wissen wie man sich Hunde, Katzen und diese ekligen Zweibeiner vom Leib hält.

Am Flughafen waren wir schon fast durch, als Lion mit seinem Fahrrad dann doch noch rausgewunken wurde, da er ein wenig Erde an seinem Vorderreifen hatte. Diese konnte er mit ein wenig Wasser abwaschen und wir konnten zu unserem Taxifahrer weitergehen. Das erste was den beiden auffiel, war der Linksverkehr. Es fühle sich so falsch an links zu fahren und rechts zu überholen, was ich bei meiner Ankunft in Europa genau so irritierend fand (ich hatte mich bei einem umziehenden Zoo bei den Hasen versteckt).

Bei Marion angekommen hat uns erstmal keiner aufgemacht. Naja. Dann haben sich die beiden nach einem Smalltalk mit dem Nachbarn dessen Handy geliehen und Marion angerufen. Es hat sich herausgestellt, dass diese nur einen Mittagsschlaf gemacht hat. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde konnten wir unsere Zimmer beziehen, Lennart wohnt mit in meinem Zimmer. Dann haben wir etwas gegessen und Marion hat uns ihre Homestay-Regeln erklärt. Danach sind die beiden wie Steine ins Bett gefallen. Dabei war es gerade mal sieben Uhr abends. Ich habe noch ein wenig Wache gehalten, bis auch mich die Müdigkeit gepackt hat.

Am nächsten morgen sind die beiden zum ersten mal in die Schule gegangen, ich blieb zuhause… Das ist meine Aussicht:

IMAG0393

An diesem Tag ist einer meiner schlimmsten Albträume wahr geworden. Ich döste nichtsahnend vor mich hin, als ich plötzlich von einem Atmen wach wurde. Ich schlug die Augen auf und sah eine riesige Katzenschnauze direkt vor meinem Schnabel. Ich war total gebannt. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Aber ich konnte einen Gedanken fassen: “Du bist ein Plüschtier. Du bist ein Plüschtier. Du bist…”. Und das hat mir das Leben gerettet.  Die Katze zog gelangweilt davon und ich saß da, als wäre nichts passiert. Danach bin ich glaube ich in Ohnmacht gefallen.

So sitze ich hier die Tage ab und warte, bis die Katze mich auffrisst, oder bis Lion und Lennart mich auf eine Tour mitnehmen…

Ich melde mich wieder, wenn es safe ist,

Euer Karl-Heinz